
Sie galten als eines der sieben Weltwunder der Antike: Die hängenden Gärten von Babylon. Das neue Strategiespiel des Ystari-Verlages verbindet die Legenden um die Parkanlagen im Zweistromland mit der Biographie der gleichnamigen Gattin des babylonischen Königs Nebukadnezar: Ihr zu Ehren soll der Regent am Euphrat 590 vor Christus die Errichtung der „hängenden Gärten“ angeordnet haben.
Bei „Amyitis“ schlüpfen die Spieler in die Rollen adliger Babylonier, die bei der Durchführung des Auftrages um Prestige und Ansehen kämpfen. Es gilt, mit der Hilfe von Ingenieuren Bewässerungssysteme zu errichten, mit Hilfe der Bauern Ackerbau zu betreiben, zusammen mit den Priestern den Göttern zu huldigen und mit Hilfe der Karawanenführer die wertvollsten Waren aus ganz Mesopotamien herbeizuschaffen.
Ablauf:
Der Hauptspielplan zeigt uns die hängenden Gärten von Babylon mit ihren vier Ebenen. Insgesamt 16 Felder warten darauf, von uns bepflanzt und bewässert zu werden. Die höchste Ebene ist natürlich am lukrativsten, aber auch am schwierigsten zu bewässern, weshalb hier nur Pflanzen von allergrößter Qualität gedeihen. Weiterhin finden wir zwei Ackerreihen mit unterschiedlichen Ertragsgütern sowie die drei Tempel des Ishtar, Marduk und Tammouz. Auf einem Nebenspielplan sehen wir die Karawanenroute, auf der die Babylonier mit den anderen Städten Mesopotamiens Handel treiben.
Als allgemeine Kartenauslage gibt es noch drei unterschiedliche Arten von Hofkarten: der Bankier zeigt uns das Einkommen an, der Karawanenführer gibt die Strecke vor, wie weit wir die Karawane bewegen dürfen und die Palastkarten bringen direkte Prestigepunkte. Dabei gilt: Je mehr Karten einer Art wir im Laufe eines Spiels sammeln, desto wertvoller sind diese. Dumm nur, dass nicht für alle Spieler Hofkarten zur Verfügungstehen, in jeder Kategorie geht ein Spieler leer aus und muss sich anderweitig behelfen. Ein extremes Verknappungselement, das kluges Vorausplanen nötig macht.
Herzstück des Spiels sind die vier sogenannten Gewerbekarten Bauer, Ingenieur, Priester und Händler. Über diese Karten bestimmt sich, wer welche Aktion durchführt. Zu Beginn einer Runde werden die Gewerbekarten in mehrere Dreiergruppen ausgelegt. Wer am Zug ist, darf sich eine der Karten nehmen, wobei die erste Karte einer Gruppe kostenlos ist, die zweite 1 Talent kostet und die dritte schon 2 Talente.
Die Ingenieure bewässern ausgehend vom Fluss die einzelnen Gartenfelder und schaffen damit die Grundlage, dass diese bepflanzt werden können. Zudem bringt uns eine Bewässerungsaktion 2 Prestigepunkte und wir haben die Option auf eine Mehrheitswertung (und somit weiteres Prestige), wenn ein Spieler ein Feld bepflanzt, das wir mehrheitlich oder alleine bewässert haben.
Mittels eines Priesters dürfen wir einen unserer Steine in einen der drei Tempel einsetzen. Jeder Tempel bietet Platz für bis zu vier „Gläubige“. Die Mehrheit an Gläubigen in einem Tempel zu haben ist gut, denn dann erhalten wir am Ende der Runde eine Belohnung. Doch Runde für Runde strömen Gläubige in die Tempel. so dass wir nach und nach wieder sanft hinausgeschubst werden und erneut einen oder mehrere Gläubige in den Tempel schicken müssen, um die begehrten „Wunder“ zu erhalten.
Die Bauern sorgen für Rohstoffe bzw. Warenplättchen, die wir dringend benötigen, um wertvolle Pflanzen entlang der Karawanenroute zu erwerben. Über den Händler erhalten wir schließlich ein Kamelplättchen.
Alternativ zum Nehmen einer Gewerbekarte können wir uns auch entscheiden, die Karawane zu bewegen – gegen Abgabe eines Kamelplättchens. Landen wir in einer Stadt, so können wir die dort benötigten Waren gegen eine mehr oder minder wertvolle Pflanze eintauschen, die wir sogleich auf einem Gartenfeld anpflanzen können, wenn dieses ausreichend bewässert ist. Das schmeichelt der liebreizenden Amyitis und bringt uns Prestigepunkte ein. Schließlich können wir auch einfach passen, dann erhalten wir solange 1 Talent, bis auch die anderen Mitspieler mit ihren Aktionen fertig sind.
Das Spiel endet, wenn nur noch eine bestimmte Anzahl Gartenfelder unbepflanzt ist. Nun verteilt Amyitis noch ihre Gunst an die Spieler, welche am fleißigsten zum Gelingen des Großen Werks beigetragen haben. Auch Waren bringen noch Prestige ein. Wer zum Schluss die meisten Prestigepunkte gesammelt hat, gewinnt.

Fazit:
Es bieten sich für die Spieler jede Menge Optionen für die Siegpunktegenerierung und –optimierung, eine Vielzahl von Siegstrategien kann ausprobiert werden. Man ist geneigt, alles gleichzeitig machen zu wollen, hat aber wie immer von allem viel zu wenig. Eine interessante Herausforderung für Vielspieler, die gerne mit Amyitis in längst versunkene Kulturen eintauchen.