Fazit: Das Referenzspiel für große Gruppen!!!!! |
Dieses Spiel ist ein moderner Klassiker und fand schon Einzug in unsere Runde, als es nur bei dem französischen Verlag Lui-Meme erschienen war. Aufgrund des großen Erfolges - die Auflage von 5000 Stück war nach 4 Wochen total vergriffen - vertreibt es Pro Ludo in Deutschland unter dem Namen „Die Werwölfe von Düsterwald“. Die hohe Spieleranzahl (8-18) und der große Spaßfaktor machen das Spiel zu etwas Besonderem, ein ideales Partyspiel, zumal es auch immer und überall gespielt werden kann.
Das Spiel besteht aus einer schön gestalteten, quadratischen kleinen Schachtel, in der 24 Karten und eine Spielanleitung Platz finden. Ein Spieler muss die Rolle des Spielleiters (SL) übernehmen, wobei diese Rolle oft die amü- und interessanteste ist (ich spreche aus Erfahrung).
Ablauf:
Alle Spieler sind Bewohner des Dorfes namens Düsterwald und bekommen eine Karte ausgeteilt, auf der ihre Identität zu sehen ist (streng geheim!): Entweder sie sind ein normaler oder besonderer Bürger, oder sie sind einer von 2-4 Werwölfen - bibber. Die Spieler sitzen im Kreis und der SL kündigt die Nacht an, woraufhin alle die Augen schließen. Bei Aufruf dürfen dann die Werwölfe erwachen (Augen öffnen), sich erkennen und per Handzeichen jemanden bestimmen, den sie in dieser Nacht umbringen. Nach dieser Aktion schließen sie wieder die Augen und der Spielleiter kräht wie ein Hahn, womit er den nächsten morgen einleitet (man kann auch einfach nur sagen: „alle dürfen die Augen wieder aufmachen“ - gähn). Der tragische Tod des Bürgers wird verkündet und seine Karte aufgedeckt. Dieser Spieler scheidet aus dem Spiel aus und darf nichts mehr sagen, Leichen reden schließlich auch nicht mehr. Die Diskussion ist eröffnet: Wer hat was gehört? Wer könnte was gegen XY haben? In der ersten Runde ist das natürlich alles noch sehr spekulativ, aber je weiter ein Spiel fortschreitet, desto verzwickter werden die Situationen und man kann einiges folgern.
Die Bürger versuchen die Werwölfe zu demaskieren, wobei diese natürlich versuchen, unerkannt zu bleiben und mit Lügen und Tricks als Bürger durchzugehen. Wenn genug geredet worden ist, muss sich jeder für einen oder zwei Kandidaten entscheiden, die seiner Ansicht nach am ehesten Werwölfe sind. Die zwei Spieler, welche die meisten Nominierungen erhalten haben, dürfen noch je ein Schlussplädoyer halten und es wird nochmals abgestimmt. Der „Gewinner“ wird an die Wand gestellt und erschossen (natürlich nur im Spiel! In der Realität wird einfach nur die Karte umgedreht und der Spieler scheidet aus). Direkt danach singt der Leiter die Dörfler mit einem zuckersüßen Nachtigallgezwitscher in den Schlaf und eine neue Runde beginnt. Es wird solange gespielt, bis entweder alle Bürger oder alle Werwölfe eliminiert worden sind. Das Gesamtziel jeder Partei ist es, alle Mitglieder der anderen Partei auszuschalten.
Besondere Charaktere:
Manch einem kommt das Spiel vielleicht bekannt vor. In gewissen Kreisen läuft ein ähnliches Spiel unter dem Namen „Palermo“, bei dem Mafiosi die Rolle der Bösen übernehmen. Bei „Die Werwölfe vom Düsterwald“ gibt es nun allerdings noch „besondere Bürger“ mit bestimmten Eigenschaften, die das Spiel neu erscheinen lassen und dem Ganzen einen besonderen Reiz verleihen:
Da wäre zum einen die Seherin. Sie erfährt jede Nacht – sofern sie noch lebt – vom Spielleiter die Identität eines Spielers ihrer Wahl. Was sie mit dieser Information anfängt, bleibt ihr überlassen. Eins ist klar: wenn sie sich „outet“, wird sie in der nächsten Nacht von den Werwölfen erledigt. Das gleiche Risiko hat auch das kleine Mädchen. Dieses kann – sofern es sich traut – blinzeln, während die Werwölfe erwachen und einen Blick auf die Werwölfe erhaschen. Sehr gefährlich, aber bei Erfolg auch sehr mächtig! Der Jäger feuert bei seinem Tod noch einen letzten Schuß ab und kann jemand mit in den Tod reißen. Mit je einem vergiftenden und heilendem Zaubertrunk kann die Hexe in das Spielgeschehen eingreifen. Und dann gibt es noch die Verliebten, die sozusagen als „dritte Partei“ (neben Bürgern und Werwölfen) zu überleben versuchen; Problem: falls einer der beiden stirbt, bringt sich der andere aus Liebeskummer mit um...
Taktik:
Fast jede Partie verläuft durch den Faktor „Mensch & Verhalten“ total anders. Als Bürger ist man gut daran, wenn man mal die Leute beobachtet und sich soviel wie möglich merkt, was von wem gesagt wurde und wer wen nominiert und erschießt. Außerdem sollte man sich in der Nacht sehr auf Geräusche konzentrieren, wenn es die Umgebung zulässt. Die besonderen Bürger haben zwar ihre schönen Eigenschaften, dürfen aber nicht zu sehr damit rausrücken, sonst sind sie ein gefundenes Fressen für die Werwölfe. Als Werwolf sollte man eben diese besonderen Bürger möglichst früh entdecken und evtl. mal jemanden provozieren, so dass er sich zu erkennen gibt. Aber Vorsicht: Immer schön unauffällig und cool bleiben!
Einfach so „wie immer“ verhalten – dass das so schwer sein kann, hätte ich nie gedacht! Bloß nicht nervös werden, oder es sich zumindest nicht anmerken lassen! Hetzen, Zustimmen, Schweigen, Auffallen... alles kann richtig oder falsch sein – je nach Situation. Wir haben echt schon alles ausprobiert, von total stumm bis zur Aussage „ich bin der Werwolf; erschießt mich“ und ich könnte wetten, dass es bei anderen Partien mit der gleichen „Taktik“ total anders verlaufen wäre - es gibt einfach kein generelles Rezept und das macht einen enormen Spielreiz aus!
Tipps zum Spiel:
Die Partien sind sehr ausgeglichen: mal gewinnen die Bürger - mal die Werwölfe, oder es gibt ein Remis. Oft sind die Sonderkarten entscheidend, wobei es – wie schon gesagt – immer auf die Spieler und die Situation ankommt. Vor Spielbeginn können alle gemeinsam entscheiden, welche besonderen Bürger mit ins Spiel gemischt werden. Für den Anfang empfiehlt sich Seherin, Jäger und vielleicht noch die Hexe. Bei weniger Spielern (8, 9) haben es die Werwölfe prinzipiell etwas leichter. Laut Regel kommt erst ab 12 Spielern der dritte Werwolf hinzu. Bei 10 und 11 Spielern darf man also nicht so viele starke Sonderkarten reinmischen.
Auf der Packung steht eine Spielerbegrenzung von 8 – 18. Aus Verzweiflung haben wir auch schon mal zu 7 gespielt – ja einmal sogar zu dritt! Aber das ist dann nur noch was für ganz eingefleischte Diskussionsfreaks. Die obere Grenze ist zu hoch, denn bei 15 Leuten dauert das Spiel ungefähr eine Stunde (je nach Red- und Diskussionsfreudigkeit) und da sind die Erstausgeschiedenen dann doch schon etwas gelangweilt. Die beste Spielerzahl liegt so bei 8-14 (+Spielleiter).
Fazit:
Wenn man es erst mal schafft, die Leute auf der Party für das Spiel zu gewinnen, werden oft gleich mehrere Partien hintereinander gespielt. Jeder will mal auf der „anderen Seite“ spielen. Und selbst als Frühsterbender (oder Spielleiter) ist es noch sehr witzig, den Rest zu beobachten. Wer hat mich umgebracht? Wer verplappert sich? Warum merken das die anderen nicht? Es ist doch so klar, dass sich XY so eindeutig „werwölfig“ verhält! Tja, aber man ist leider tot und darf nichts sagen. Aber bei der nächsten Runde weiß ich, worauf ich achten muss und finde alles raus... – denkste!