
Augsburg stellte im beginnenden 16. Jahrhundert den Nabel der Finanzwelt dar, befand sich in jener bayerischen Stadt doch das Stammhaus der Familie Fugger. Unter der Leitung von Jakob Fugger erwirtschaftete das Fuggersche Handelsimperium unermessliche Reichtümer.
So übertraf das damalige Vermögen der Familie Fugger den heutigen Wert aller 30 DAX-Unternehmen zusammen. Wer möchte da nicht in die Fußstapfen des großen Jakob Fugger treten? Gemäß dem Vorbild ihres Idols verleihen die bis zu 5 Spieler ihr Geld an fünf Adelige, um daraus bestimmte Vorteile in Form von Privilegien genießen zu dürfen.
Material:
n der wie immer bei ALEA vorbildlich gestalteten und gegliederten Spielanleitung erfahren wir, dass das Spielmaterial sich im wesentlichen in Rechte-Plättchen, Privileg-Karten und Stufen-Kärtchen unterteilt. Ein Spielplan zeigt die Porträts der oben erwähnten fünf Adeligen und Geld in Form von Gulden gibt es natürlich ebenfalls.
Zu Beginn verfügt jeder Spieler über ein Vermögen von 1500 Gulden, die er auf seinem Spielertableau ablegt. Dieses zeigt die drei Arten von Privilegien, die ein Spieler von den Adeligen erhalten kann: Faktoreien, Prestige und Schuldscheine. Weiterhin erhält jeder Spieler zu Beginn 2 Joker und 7 Schuldscheine, die den einzelnen Adeligen zugeordnet sind. Pro Adeligen existieren 17 Schuldscheine mit den Werten 1 bis 17, die eine Kaufkraft zwischen 200 und 400 Gulden aufweisen. Lediglich „Maximilian“ gewährt keine eigenen Schuldscheine, dafür akzeptiert dieser sämtliche Schuldscheine seiner Adelskollegen.
Ablauf:
Die Spieler können nun beliebig viele der ihnen angebotenen 7 Schuldscheine kaufen, indem sie den entsprechenden Betrag in die Bank einzahlen. Wenn jeder seine Wahl getroffen hat, wird man bei den einzelnen Adeligen vorstellig, um Privilegien einzufordern. Dabei wird immer die selbe Runde gedreht: angefangen wird bei Philipp, dann folgt Louise, dann Leo, Maria und zum Schluß kommt Maximilian an die Reihe.
Wer ein Privileg von einem Adeligen fordern darf, wird über einen äußerst pfiffigen Auktionsmechanismus bestimmt. Es wird immer eine Anzahl passender Schuldscheine geboten, die Werte spielen zunächst keine Rolle. Ein nachfolgender Spieler kann nun das Gebot erhöhen, das Gebot halten oder passen. Hat ein Spieler das höchste Gebot allein geboten, gibt er die Schuldscheine an die Bank und erhält ein Privileg. Haben ein oder mehrere Spieler das Gebot gehalten, zeigen diese gleichzeitig die gebotene Anzahl Schuldscheine dieses Adeligen vor. Es gewinnt derjenige, der die Karte mit dem höchsten Wert ausgespielt hat.
Es zählt somit nur die höchste einzelne Karte, nicht die Summe aller ausgespielten Karten. Die beiden nachfolgenden unterlegenen Spieler erhalten immerhin eine kleine Entschädigung in Höhe von 100 bzw. 50 Gulden. Der besondere Versteigerungsmechanismus macht sicherlich einen Großteil des Spielspaßes aus. Man ist ständig am hadern, wie viele Karten man bieten soll. Fange ich erst einmal vorsichtig mit einem niedrigen Gebot an, kann es passieren, dass alle Spieler das Gebot halten und ich dann mein Gebot nicht mehr erhöhen darf. Natürlich hat dann ein anderer Spieler ausgerechnet einen Punkt mehr als ich. Doch wenn ich sofort viele Karten biete, wäre das vielleicht gar nicht nötig gewesen, weil die anderen kaum Schuldscheine dieses Adeligen besessen und ich dann viele Karten umsonst abgegeben habe. Ein feines Gespür für das richtige Gebot ist hier ausschlaggebend.
Der Sieger einer Auktion darf sich eine der 5 ausliegenden Privilegienkarten nehmen, um Stufe für Stufe seinen Einfluss zu mehren. Die „Faktoreien“ erhöhen Schritt für Schritt das Einkommen, „Prestige“ bringt Runde für Runde Siegpunkte und das Privileg „Schuldscheine“ erhöht die Anzahl der neu angebotenen Schuldscheine. Leider sind jedoch die einzelnen Stufen begrenzt, so dass sich die Spieler die gewährten Privilegien auch wieder abjagen können.
Hat man erst einmal einen gewissen Fortschritt erreicht, kann man deshalb statt einem Privileg alternativ auch ein Recht einfordern, das einem nicht mehr genommen werden kann, dafür aber auch nicht ganz so mächtig wie ein Privileg ist. Hinzu kommt, dass einige Rechte sich immer mehr abschwächen, wer als erstes „zugreift“, sahnt am meisten ab.
Wenn alle fünf Adeligen abgehandelt wurden – bei Maximilian kann mit Schuldscheinen in beliebiger Zusammensetzung geboten werden – endet eine Runde und man erhält die Einkünfte der Faktoreien ausbezahlt, zieht die entsprechende Anzahl Siegpunkte vor und bekommt neue Schuldscheine angeboten. Zu beachten ist noch, dass zu jener Zeit es nur der zu etwas bringen konnte, wer sich gut mit dem Klerus gestellt hat. So auch in diesem Spiel.
Ein Spieler darf auf der Zählleiste erst dann das Feld 25 überschreiten, wenn er eine Kirche gebaut hat. Ebenso darf das Feld 45 nur der überschreiten, wer einen Dom gebaut hat. Und diese beiden Felder sind schnell erreicht. Besonders gemein ist, dass die Baukosten von Bau zu Bau sinken. Hier will natürlich niemand der erste sein, der für horrendes Geld baut. Andererseits droht der Verlust vieler Siegpunkte, wenn man an der Hürde hängen bleibt.
Abhängig von der Spielerzahl werden 4 bis 7 Runden gespielt, wer danach die meisten Prestigepunkte besitzt, darf sich zum legitimen Nachfolger Jakob Fuggers ausrufen!

Fazit:
AUGSBURG 1520, eine uneingeschränkte Empfehlung für alle Freunde von Versteigerungsspielen und Spielen mit hohem Dilemma-Faktor.